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Diese verrückte US-Justiz

15 Jahre für Gefängniseinbruch - krone.at, 24.3.2010Ein wegen Totschlags verurteilter Amerikaner hatte derartige Angst vor Vergeltung durch die Familie des Opfers, dass er wenige Tage nach seiner Entlassung versuchte, wieder zurück in(!) das Gefängnis einzubrechen. Er kletterte den Zaun hoch, scheiterte aber an den scharfen Klingen des Drahtes und wurde mit erheblichen Schnittverletzungen festgenommen. Ein US-Richter erfüllte nun seinen Wunsch nach Sicherheit hinter Gittern und verurteilte den Mann für den misslungenen Einbruchsversuch zu sagenhaften 15 Jahren Haft. Das zumindest berichtet krone.at.

Verrückt, nicht? Aber einer Justiz, die alten Damen Millionen Schadenersatz für verschütteten heißen Kaffee zuspricht (auch ziemlicher Unsinn übrigens), ist doch alles zuzutrauen…

Naja, es gäbe da schon ein paar unwesentliche Details, die krone.at nicht wusste, oder für nicht weiter erwähnenswert hielt:

  • Der Mann war einen Deal mit der Staatsanwaltschaft eingegangen. Da man ihm den Mord nicht mit Sicherheit nachweisen konnte, bot man ihm an, auf Schuldig zu plädieren und dafür mit einer deutlich reduzierten Bewährungsstrafe wegen Totschlags davonzukommen.
  • Der Einbruchsversuch, samt Widerstand gegen die Staatsgewalt, wurde vom Richter als Verstoß gegen die Bewährung gesehen. Warum das Urteil auch dafür immer noch vergleichsweise hart ausfiel, darüber lässt sich nur mutmaßen. (Vielleicht war dem Richter ja der ursprüngliche Deal ein Dorn im Auge und er sah nun eine Gelegenheit, das zu korrigieren?)
  • Das Urteil ist ohnehin noch nicht rechtskräftig, da noch fast einen Monat lang Einspruch eingelegt werden kann.

Auch andere, mehr oder weniger seriöse internationale Medien haben über diesen Fall berichtet. Selbst die angesehene Associated Press (AP) konnte nicht widerstehen, etwas zu sensationell „Ex-Häftling bekommt 15 Jahre für Gefängniseinbruch“ schlagzuzeilen. Aber zumindest auf die Verletzung der Bewährung hat sie dann gleich im ersten Satz ihrer Meldung hingewiesen.

Getoppt wird die Akkuratesse der Krone-Bericherstattung nur noch von der Stille-Post Nachrichten-Community ShortNews.de — dort heißt es zu dem Fall:

„Ein 25-Jähriger wurde zu 15 Jahren Haft verurteilt, da er versuchte, an Silvester in sein Gefängnis einzubrechen […]“

Nun, eigentlich war es August, als Sylvester versuchte…

Die Presse schiebt 150 % ab
Das Geheimnis einer guten Krone-Story