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DerStandard.at zerknirscht über APA-Backstube

Noch selten steigen Journalisten auf Augenhöhe mit Kommentatoren, Bloggern und anderen Normalsterblichen herab – insofern ist besonders erwähnens- und lobenswert, wenn DerStandard.at auf die Kobuk-Kritik des Copy-und-Paste-Journalismus („APA-Backstube“) antwortet:

Es gehört auch zum journalistischen Handwerk, Informationen der Nachrichtenagenturen zu filtern und jene Meldungen auszuwählen, die wir für unsere UserInnen relevant finden. (..) Aber natürlich wollen wir den Anteil an Eigengeschichten permanent weiter ausbauen. Das tun wir auch, wie unsere Quellen-Statistik – die Zahlen beziehen sich auf die ersten vier Monate 2010 – zeigt: 26,8 Prozent aller Meldungen auf derStandard.at sind eigenrecherchierte, von der Online-Redaktion geschriebene Artikel (gegenüber 24,6 Prozent im Jahr 2009), 46,8 Prozent basieren auf Nachrichtenagenturen (2009: 49,3 Prozent) und 26,4 Prozent wurden vom Print-STANDARD übernommen (gegenüber 26,1 Prozent im vergangenen Jahr).

Die DerStandard.at-Leserschaft gibt sich in den Kommentaren wenig überzeugt. Kommentator Bharat J. Kulamarva bringt es unter der Unterschrift Nix verstanden auf den Punkt:

Es geht nicht um den Eigengeschichtenanteil. (..) Irritation bei Leserin und Leser ensteht nicht durch die Flut an APA-Meldungen in den Tageszeitungen, sondern durch deren unkontrollierte Übernahme, speziell in einer Zeit, in der die Verifikation einer Meldung oft nur wenige Minuten dauert und (halbwegs) korrekte Orthographie nur eines Tastendrucks bedarf.

Wofür sich einige Belege finden dürften. Trotzdem: Das offene Ohr und dieser transparente Umgang mit internen Zahlen sind eine seltene Ausnahme in der österreichischen Medienlandschaft.

PS. Die Illustration des Artikels auf DerStandard.at war eine Sachertorte – diese ist aber wieder verschwunden. (Bildrechte nicht geklärt?) Unsere stammt jedenfalls von Yuichi Sakuraba und steht unter einer Creative-Commons-Lizenz.

Update: Die Autorin verwehrt sich der „Zerknirschung“.

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4 Kommentar(e)

Michael - Am 19. May 2010 um 23:19

Ähm, ich mag Kobuk. Wirklich. Aber dieser Artikel ist mir einfach zu patzig, sorry.

Helge Fahrnberger
Helge Fahrnberger (Autor) - Am 20. May 2010 um 11:37

Was daran?

André Pascal Horvath - Am 20. May 2010 um 11:53

Das würde mich allerdings auch interessieren, was daran „patzig“ sein soll?

ING-DiBa ist ein Redakteur beim “Standard” <<kobuk.at « SunnyRomy - Am 19. March 2012 um 11:06

[…] noch zu den “Guten”. Klar rutscht dort auch so einiges durch. Und wie überall wird mehr kopiert als recherchiert. Selbst grenzwertige P.R.ichterstattung haben wir im Online-“Standard” schon […]