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In „Österreich“ liegt der Westen im Osten

Die Wege der Atomwolke sind etwas verwirrend für die Redaktion von „Österreich“ – was aber nicht an den Wetterbedingungen und dem drehenden Wind liegen dürfte. In einem Info-Kasten der Printausgabe vom 14. 3. soll erklärt werden, in welche Richtung die Atomwolke in den nächsten Tagen ziehen könnte:

Wenn der Super-GAU am heutigen Montag passiert, zieht die verseuchte Wolke nach Westen in Richtung Pazifik.

Der Pazifik liegt aber bekanntlich im Osten von Japan –  wie auch ein Blick auf die im gleichen Info-Kasten darüber abgebildete Grafik beweist. Der Wind aus dem Westen treibt die Wolke also in Richtung Osten

Ein paar Seiten weiter ist die Frage, in welche Richtung es nach Osten geht, noch immer nicht geklärt:

Die Wolke zieht aus jetziger Sicht nach Westen und damit in Richtung Hawaii. 

Auch mit dem Osten hat „Österreich“ Schwierigkeiten:

Thailand liegt im Osten von Japan und ist deshalb derzeit nicht in Gefahr.

Update: Zur Herkunft der Atomwolken-Grafik.

(Scans: “Österreich” Gratisausgabe, Montag 14. 3. 2011)

Danke für den Hinweis an Michael R.

Das Schweizer Radio verlegt Sarajevo nach Kroatien
"Österreich": Fürchtet Fischstäbchen!

11 Kommentar(e)

Michael S - Am 16. March 2011 um 15:31

„Thailand liegt im Osten von Japan“
Wenn man nur weit genug in den Osten geht stimmt das sogar 😉

nacaseven - Am 16. March 2011 um 15:36

Die Herkunft des Fotos wäre vielleicht auch interessant. Das kursiert nämlich schon eine Woche im Web und verwendet u.a. die lange obsolete Einheit RAD. Sieht nach Fake aus, vielleicht findet ihr ja mehr dazu raus.

Ich wär überhaupt für ein Atom-Special auf Kobuk, nachdem die Boulevardpresse hierzulande meist nur Panik und Falschinformationen verbreitet.

ishikawa - Am 16. March 2011 um 16:58

Johanna Kober! Was für eine schokierend unverantwortliche Scheiße! Sie sollten beschämt sein!

suit - Am 16. March 2011 um 17:01

Ich bezweifle auch, dass die noch ernsthaft Rad verwenden.

suit - Am 16. March 2011 um 17:03

Nachtrag: zudem ist „Gift“ in diesem Kontext nicht richtig, die meisen Radionukleide die in dieser Wolke enthalten sein dürften sind nicht giftig – sie sind radioaktiv, das ist ein signifikanter Unterschied.

Jon - Am 16. March 2011 um 17:04
Michael - Am 16. March 2011 um 17:14

Unglaublich, mit welcher Vehemenz die das durchziehen. Man möchte wirklich, dass das ein Fake und nicht wahr ist.

Ganz groß auch die Grafikunterschrift im ersten Scan: „sogar die USA (gelb) ist gefährdet.“

suit - Am 16. March 2011 um 17:23

Ich ziehe meine Aussage zurück – auf der OE24-Website sind dieselben Fehler. Zudem noch weitere schreckliche:
https://www.oe24.at/welt/japan-beben/So-kam-es-zur-Katastrophe/20131921

„Um den Druck im Reaktorbehälter zu minimieren, wurde über Ventile der Wasserdampf aus dem Reaktorbehälter ausgelassen. Wenn Sauerstoff und Wasserstoff zusammenkommen, genügt ein Funke für die Explosion.“

Wo kommt jetzt der Wasserstoff her wo die doch angeblich nur Wasserdampf abgelassen haben 🙂 da haben wir wohl im Chemieunterricht nicht aufgepasst.

„Die Borsäure verhindert die Kernschmelze, die Kettenreaktion der Neutronen wird neutralisiert.“

Soso die Neutronen führen untereinander eine Kettenreaktion aus die neutralisiert werden muss – da haben wir nicht aufgepasst, die Borsäure fängt zwar Neutronen ein, die Kettenreaktion ist aber bereits gestoppt – die Regelstäbe waren schon eingefahren bevor die Kühlung ausfiel.

„4. Wie gefährlich ist Kernschmelze?“

Wie gefährlich ist das weglassen von Wörtern in einem Satz?

„Bei der Kernschmelze hat es 2.000 bis 3.000 Grad. Im Normalbetrieb 300 bis 400 Grad.“

Ein Siedewasserreaktor wird bei rund 250 bis 300°C betrieben.

„8. Was wäre das ärgste Szenario?

Wenn es zu einer Kernschmelze und einem Reaktorbrand kommt.“

Es gibt bereits Kernschmelzen in mindestens 2 Blöcken und Brände gab es auch schon – das ist aber weit nicht das schlimmste Szenario.

„Kann durch Kernschmelze auch eine radioaktive Wolke entstehen?

Ja. Wenn das Reaktordruckgefäß zerstört wird.“

Nein, das Druckgefäß ist egal – wichtig ist das Containment. Und auch das ist im Grunde genommen egal weil durch das kontrollierte Venting sowieso radioaktive Gase in die Atmosphäre gelangen – wichtig ist aber, dass die schweren Elemente und die Reaktormasse selbst drin bleibt.

„Wird das Unglück schlimmer als Tschernobyl?

Viele Experten sind der Meinung: Ja. Sie hoffen, sich zu irren.“

Welche Experten haben die da befragt? Aktuell bewegen sich die Einstufungen zwischen INES4 und 6 – Tschernobyl war 7.

„Kommt die Atomwolke auch zu uns?

Eine starke Explosion kann Partikel bis in die Stratosphäre (15 bis 50 km) und bis zu uns tragen. Aber die Dosis ist gering.“

Eine Explosion reicht dafür niemals aus – dafür ist ein großes Feuer nötig, so hoch ragte die Wolke in Tschernobyl aber nur wegen dem ausreichend vorhandenen Graphit im Reaktor.

hm - Am 16. March 2011 um 18:29

Das sieht aber sehr nach dem fake pic aus twitter aus: https://www.theweatherspace.com/news/TWS-3_12_2011_fakeimage.html

Johanna - Am 16. March 2011 um 19:32

Vielen Dank für die Hinweise! Update folgt!

Helge Fahrnberger - Am 23. March 2011 um 16:35