Wir lesen Zeitung
und schauen fern.

Dank „Krone“-Berichten: Feuerwehr gerettet

Man muss es neidlos anerkennen, das ist die hohe Kunst des Boulevards — was in seriösen Medien eine kleinlaute Richtigstellung wäre, wird in der Kronen Zeitung zu einer Heldengeschichte über die eigene Macht und Wichtigkeit.

Wir erinnern uns: Die „Krone“ hatte letzte Woche praktisch frei erfundenen „EU-Schwachsinn“ verbreitet, wonach eine geänderte Richtlinie das Aus für freiwillige Feuerwehren und Rettung bedeute.

EU-Abgeordnete von ÖVP und SPÖ haben daraufhin in Aussendungen vergleichsweise scharf widersprochen. Von „unbegründeter Panikmache“ und „grundlosem EU-Bashing“ war darin die Rede. Und dass hier jemand nicht kapiert habe, wie Österreich in Brüssel mitredet. Jedenfalls gebe es derzeit keine derartigen Pläne und „das wird es mit uns sicher auch in Zukunft nicht geben“, so die EU-Abgeordneten Karas und Becker.

Wie bringt man das nun den eigenen Lesern bei, ohne dass einem ein Zacken aus der Krone bricht? So:

(Kronen Zeitung, 2. 3. 2012, S. 14)

Rettung, Feuerwehr drohte Aus — Nach „Krone“-Berichten:
Parlamentarier-Hilfe für Helfer

Im nächsten Jahr sollte eine EU-Arbeitszeitrichtlinie die Einsatztätigkeit ehrenamtlicher Feuerwehr- und Rettungsleute praktisch unmöglich machen. Nach kritischen „Krone“-Berichten aber versprechen nun die österreichischen EU-Parlamentarier Othmar Karas und Heinz Becker: „Dem werden wir nie zustimmen!

Es gibt keinen
Vorschlag der EU-Kommission, den Status der freiwilligen
Feuerwehren im EU-Recht zu ändern oder deren Arbeitszeit
zu begrenzen. Und selbst wenn sie einen solchen
Gesetzesvorschlag machen würde, müssten immer noch das
Parlament und der Rat eine solche Änderung beschließen.
Und das wird es mit uns sicher auch in Zukunft nicht
geben", betonen Karas und Becker gemeinsam heute in
Brüssel.
Immer wieder falsche Bilder in der "Krone"
So "doppelt so weit" kamen Autofahrer 1992 tatsächlich

4 Kommentar(e)

Florian - Am 03. March 2012 um 18:05

Nett dass da jemand drauf aufmerksam macht – wenn ich die krone in die finger bekomme endet es meistens in einem kleinen wutausbruch…

Jan - Am 03. March 2012 um 23:26

Danke für diese beiden Kobuks zu Krone/EU! Immer wieder interessant wie die Krone versucht billig Stimmung zu machen 🙁

barney - Am 05. March 2012 um 06:29

Jedenfallchön zu wissen, daß es bei „Kobuk“ noch Leute gibt, die die einzige, die wahre Tugend leben: den reinen Glauben an das Gute und daran, daß in der EU ohne Österreichs Zustimmung „sicher“ nichts durchgesetzt wird – Hallelujah!

Juliasch - Am 30. May 2012 um 23:07

Die Krone ist die stärkste Tageszeitung in Österreich, mehr als ein Drittel liest sie. Somit hat sie einen riesigen Einfluss auf die Meinungsbildung der Bevölkerung. Offenbar ist sie sich aber der großen Verantwortung, die sie sich damit auflädt, nicht im Geringsten bewusst. Im Gegenteil, Sie missbraucht ihre Position, um sich selbst in ein gutes Licht zu rücken.
Was denken sich die Reporter denn eigentlich, wenn Sie sich so etwas aus den Fingern saugen? „Tralala, heute schreiben wir mal wieder was über die EU, war schon lange nichts mehr. Und damit es gelesen wird, besser was Negatives. Nur leider gibts grad nichts… Hach egaaaal!“
Natürlich denken die Kronereporter keine Sekunde daran, dass sie mit ihren Gerüchten die Leute gegen die EU aufhetzen und das völlig grundlos. Was solls, es interessiert ja anscheinend eh keinen. Niemand ist um wirkliche Richtigstellung bemüht. (Nun gut, außer hier, aber ich fürchte, dass die reichweite von Kobuk eine andere ist als die der Kronenzeitung und dass die Mehrheit von denen, die dem Kroneartikel Glauben geschenkt haben, das hier lesen glaube ich auch nicht) Es geht durch, dass eine Zeitung unverschämt das Blaue vom Himmel herunterlügt. Es wundert mich, dass diese Zeitung noch verkauft werden darf.