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Wiener Volksbefragung: angezählt gleich ausgezählt?

Wenn es bei einer Volksbefragung nach Auszählung von erst zehn Prozent der Stimmen in einer Frage 11.184 : 13.987 steht und zudem noch nachträglich eine Woche lang Wahlkarten eingesandt werden können, was kann man dann heute seriös über das Ergebnis in dieser Frage sagen?

Überraschung: Wiener gegen Nacht-U-Bahn (oe24.at)
„Überraschung: Wiener gegen Nacht-U-Bahn“ (oe24.at)

Ein "Nein" gab es zur Nacht-U-Bahn (kleinezeitung.at)
„Ein ‚Nein‘ gab es zur Nacht-U-Bahn“ (kleinezeitung.at)

Nein zu U-Bahn… (krone.at)
„Nein zu U-Bahn…“ (krone.at)

Natürlich ist nicht ausgeschlossen, dass das Votum tatsächlich gegen die Nacht-U-Bahn ausfällt.  Ebenso gut könnten aber unter den zuerst eingelangten Stimmen jene Wähler stärker vertreten sein, die immer schon als Erste abgegeben haben und bislang eher selten in den Nightlines anzutreffen waren. Genau deshalb ist die Hochrechnung von Wahlergebnissen ja auch eine eigene Wissenschaft für sich.

Ausgeschlossen ist aber jetzt schon, dass diese Schlagzeilen heute richtig sind. Sie erweisen sich bestenfalls in einer Woche, mit etwas Glück, als nicht falsch — aber das ist etwas anderes.

Endergebnis ohne Briefstimmen (APA-Infografik)Fairerweise muss man sagen, dass dieser Fisch schon beim Kopf zu riechen begann. Denn wenn die oberste Presseagentur des Landes eine „Infografik“ veröffentlicht, ohne Hinweis auf den extrem niedrigen Auszählungsstand, dafür unter der frei erfundenen(?), jedenfalls aber irreführenden Bezeichnung „Endergebnis ohne Briefstimmen“ (in der Aussendung der Stadt Wien ist von Endergebnis keine Rede), dann ist das zumindest — wie hieß das bei der Volksbefragung gleich? — sehr suggestiv.

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