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RTL über RTL: Hartz-IV-TV

Großartige Medienkritik zweier Studenten, über die Fernsehkritik.tv berichtet:

Text: „Hartz IV TV – Gegen Niveaulosigkeit im Nachmittags-TV“. Live auf Sendung beim WM-Spiel Kamerun gegen die Niederlande.

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7 Kommentar(e)

Roman Urbaner - Am 01. July 2010 um 13:04

Finden Sie die snobistische Arroganz, mit der die mediale Niveaulosigkeit mit einer deklassierten sozialen Gruppe kurzgeschlossen wird, denn gar nicht befremdlich? Die Stoßrichtung der Aktion ist ja nicht nur die Idiotie in den Vorstandsetagen und Redaktionsräumen von RTL, sondern man blickt dabei auch recht selbstgefällig auf die „Unterschichten“ (Stichwort: „Hartz-IV-TV“) hinab. Die sind ja angeblich in der Regel stockdumm und hängen nur faul vor dem Fernseher ab, weil sie sich von den Anständigen und Fleißigen parasitär durchfüttern lassen.

Die Aktion wäre ja ganz lustig, wenn sich diese Bürschchen nicht zugleich über Sozialhilfeempfänger und Arbeitslose lustig machen würden. Anlass für Applaus sehe ich jedenfalls keinen.

Jasmin N. - Am 03. July 2010 um 19:22

Ich finde die Aktion klasse. Ist nämlich genau meine Meinung, so ein Fernsehprogramm ist völlig sinnlos.
Natürlich ist der Ausdruck ‚Hartz VI TV‘ nicht ganz fair gegen über den wirklichen Sozialhilfeempfängern, aber ich denke, das ist eher ein allgemeiner Ausdruck, der eben umgangssprachlich entstanden ist. Auf keinen Fall soll er beleidigend gegen irgend jemanden sein! Es ist einfach nur ein Wort, das diese Art von Sendung beschreiben soll und sollte nicht zu persönlich genommen werden.

Wolfgang - Am 06. July 2010 um 14:31

Aber das ist ja das genau das Problem, niemand soll sich auf den Schlips getreten fühlen, gleichzeitig wird unterschwellig eine ganze Bevölkerungsgruppe beleidigt. Auch wenn die Studenten das sicher nicht beabsichtigt haben, wenn sie schon Medienkritik üben wollen, hätten sie meiner Meinung nach ruhig ein wenig mehr darüber nachdenken können.

SaschaP - Am 10. July 2010 um 03:03

Lol, ähm, wasn das hier fürn Jammerhaufen.

Der Spruch ist gegen RTL gerichtet. „Niveaulosigkeit im Nachmittagsprogramm“. Wer das nicht versteht (anscheinend auch einige Möchtegern-Gutmenschen hier), hat halt Pech gehabt. Man MUSS diesen Sender nicht gucken, auch wenn man Hartz-IV hat, ARTE ist für „ALG-2“-Empfänger nicht gesperrt 😉

Es liegt also an jedem selbst ob er sich damit identifiziert oder nicht. Die Aktion der Studierenden war echt gut und vor allem auch noch bei Fernsehkritik geplant 🙂

Wer ewig nur allen es recht machen will (auch den Hartz IV lern und RTL und sowieso) wird nie was erreichen.

Angus L - Am 19. July 2011 um 18:53

Der Begriff „Hartz IV-TV“ leitet sich nicht unbedingt vom angesprochenen Publikum ab, sondern vom in diesen Format immerfort in Variationen gezeigten Hartz-IV Leben. Das reicht von der Darstellung der Protagonisten als „arbeitssuchend“ (im Untertitel) oder „Frührentner“. Aber irgendwie schon seltsam, dass die Deutung von Wolfgang und Roman Urbaner auf das naheliegendste, nämlich das wohl vor allem Hartz-IV Empfänger diese Sendungen sehen, abgezielt wird. Auch dies ist möglich, vor allem wird jedoch in diesen Formaten durchweg ein unterhaltender (?!?) Blick auf die Schicksale von Hartz IV Empfängern, die von Laienschauspielern dargestellt werden, vermittelt. Siehe hierzu auch Andreas aus Frauentausch, der hier als aktuelles Beispiel dienen kann und mit seiner nymphomanisch veranlagten Frau völlig verblödet dargestellt wird und beide ihr Kind sich selbst überlassen, während die Eltern poppen. Dieses Handlungsmuster lässt sich auf alle im deutschen Fernsehen gezeigten Dokutainment-Sendungen übertragen…

Morizz Berlin - Am 25. September 2011 um 14:08

In Berlin ist Hartz IV TV schon lange ein Standardbegriff für den ganzen Schrott den uns RTL und RTL II da auftischen (natürlich zieht Pro7 da schön mit) und ohne das ich von dieser Aktion je gehört hatte. Denn sind wir ehrlich ist DAS genau die treffende Bezeichnung, die übrigens auch von ALG II-Empfängern benutzt wird ohne das sich jemand auf den Schlips getreten fühlt.
Das wirklich miese ist aber, dass die Protagonisten, die ja meist ALG II beziehen, für ein Taschengeld durch einen Knebelvertrag gezwungen werden sich selbst übertrieben ins schlechte Licht zu rücken. Die Studenten haben mit dieser Aktion nur auf eines abgezielt, auf die Missstände im deutschen Fernsehen aufmerksam zu machen.
Ich finde zurecht!

Tobias - Am 20. January 2012 um 09:48

Ich dachte mal, das die im Sommer ständigen Tennis-Übertragungen schon schlimm wären. Aber die Privatsender haben mich eines besseren belehrt. Nach den Gerichtsshows und Preudokrimmiserien nun auch noch so genante Livedokumentationen. Da hätten wir X-Diaries, die Schulermittler, Familien am Brennpunkt und natürlich Berlin Tag und Nacht. Alle haben eins gemein: Meist untalentierte Darsteller, Proletensprache, Gezänk, Geschrei und eine Handlung wie sie langweiliger und dümmer kaum sein könnte. Wann hören die Privatsender endlich auf so einen Mist ins Fernsehen zu setzen.