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„Österreich“ gegen die Türkei: Vereinfachen bis nichts bleibt

„Österreich“ titelte heute mit Die Türkei provoziert Österreich.

Gemeint war das Interview mit dem Türken-Botschafter Kardi Ecved Tezcan in der „Presse“, das man jedoch nicht besonders genau gelesen zu haben scheint:

Der Journalist und Tezcan einigen sich im Gespräch bereits ganz am Anfang, dass Tezcan seine persönliche Meinung wiedergibt und nicht in seiner Funktion als Diplomat spricht. Dass das Gespräch weiters nicht mit dem türkischen Außenminister abgesprochen war, stellte die APA am 10.11 bereits vormittags fest, lange vor Redaktionsschluss.

Ein weiterer kleiner, aber feiner Unterschied (Vorsicht, für Querleser kaum zu bemerken): Tezcan sagt niemals UNO soll weg aus Österreich, wie er zitiert wird. Korrekt lautet der Wortlaut:

Wenn ich der Generalsekretär der UNO (…) wäre, würde ich nicht hier bleiben.

Auch das unter Anführungszeichen stehende Ihr seid schuld an Ghettos sucht man im Interview vergebens. Dieser Satz dürfte dem „Zitat“ zugrunde liegen:

Wenn Türken in Wien Wohnungen beantragen, werden sie immer in dieselbe Gegend geschickt, gleichzeitig wirft man ihnen vor, Ghettos zu formen.

Das könnte man mit viel gutem Willen als Schuldanklage werten – wäre da nicht noch ein zweiter Absatz, der genau diese Anklage wieder relativiert:

Ich werde nicht nur den Österreichern Vorwürfe machen. Wir haben auch Probleme, mit anderen Leuten in Kontakt zu treten. Warum? Migranten in New York oder anderswo formen auch Ghettos. Das Erste, was sie im Ausland machen, ist, Landsleute zu suchen.

Klingt irgendwie nicht nach Ihr seid schuld an Ghettos.

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