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und schauen fern.

Falschmeldung über Falschmeldung

Auf den Medienseiten des morgigen Standard erscheint ein Einspalter über die von Kobuk aufgedeckte Täter-Opfer-Umkehr der Kronen Zeitung im Jodler-Fall. Soweit, so erfreulich. Weniger erfreulich ist, wie wir dabei zitiert werden:

Nicht nur einmal, wie die Kronen Zeitung schrieb, sondern ein Jahr täglich habe ein Pensionist beim Rasenmähen gejodelt und so das Gebet seiner muslimischen Nachbarn gestört, erfuhr der Medienblog kobuk.at bei Gericht.

Das ist falsch. Nicht täglich, sondern freitags, und auch weniger als ein Jahr lang dürften die Störungen stattgefunden haben. Zum Vergleich: Die Krone schreibt „an einem Freitagnachmittag“, der Standard schreibt „täglich“. Beides ist falsch.

Auch mag auffallen, dass sich so ein Rasen schwerlich in jeder Jahreszeit mähen lässt. Weswegen unser Bericht auch erwähnt, dass der Mann sich durchaus auch andere kreative Störmethoden ausgedacht haben dürfte, was aber auch nicht Eingang in den Artikel gefunden hat. Was bleibt ist – wie bei der Krone übrigens – Rasen mähen und Jodeln. Fast scheint es, als übertreibe der Standard die Taten des Renters so, wie die Krone diese untertreibt.

Update 23:09: Zumindest in der Version auf DerStandard.at wurde „täglich“ inzwischen auf „jeden Freitag“ geändert. Besser, aber immer noch nicht ganz richtig. Wir schrieben mit gutem Grund „regelmäßig an Freitagen“.

Update 2. Dezember: Der Print-Standard dürfte sowohl mit als auch, in einer späteren Mutation, ohne das „täglich“ erschienen sein. Das „Jeden Freitag“ wurde inzwischen in der Onlineversion auf „An Freitagen“ geändert.

elgooG auf Orf.at
Journalismus im Bett mit der PR: 50% reiner Spin

6 Kommentar(e)

doris - Am 01. December 2010 um 23:36

Die Wirklichkeit wird zum Spiegelbild der ursprünglichen Täuschung…

Andy Marada - Am 02. December 2010 um 08:22

Einmal draussen ist die Story fix im Gehirn der Hörer/Leser/Seher eingespeichert. Wo ist denn unser schöner neuer Presserat? Warum schreitet der nicht ein? Traut sich der Presserat eine Anlegen mit der Krone nicht zu? Eine Entgegnung ist zu wenig, das wissen wir alle. Egal ob über eine Seite oder drei; ich wäre im Falle einer Verurteilung für bis zu zehn Entgegnungen, je nach schwere der Falschmeldung.

B. - Am 05. December 2010 um 12:43

Ihr seid ja lustig, über den Standard zu lästern, aber selber die gleichen Ungenauigkeiten an den zu legen. Dass der Redakteur des Standard seine Infos auf „jeden Freitag“ geändert hat, kann man ihm schlecht übelnehmen, wenn hier im Blogeintrag schreibt „Nicht täglich, sondern freitags, und auch weniger als ein Jahr lang dürften die Störungen stattgefunden haben.“ Freitags heißt nun mal jeden Freitag.

Genauer Journalismus fällt also nicht nur dem Standard schwer, sondern auch seinen Kritikern. Die, wie zu vermuten steht, wohl auch pro Artikel deutlich mehr Zeit zur Verfügung haben.

Helge Fahrnberger
Helge Fahrnberger (Autor) - Am 05. December 2010 um 16:11

@B: Dieses „freitags“ heißt nicht „jeden Freitag“.

Außerdem stand im Artikel und in der Presseaussendung, die dem Standard-Beitrag voraus gingen „an Freitagen“. Was übrigens ebenfalls nicht „jeden Freitag“ bedeutet, sollte es dazu Zweifel geben.

B. - Am 06. December 2010 um 07:24

Das ist jetzt aber Realitätsvererigerung:

diens|tags ‹Adv.›: an jedem Dienstag: wir treffen uns d.; d. abends pflegt er Tennis zu spielen.
Quelle: Duden – Deutsches Universalwörterbuch, 6., überarbeitete Auflage. Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich: Dudenverlag 2007.
© Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, Mannheim

Natürlich hat der Standard-Redakteur hier mehrmals einen Fehler gemacht. Daran wart aber Ihr nicht unbeteiligt.

Helge Fahrnberger
Helge Fahrnberger (Autor) - Am 06. December 2010 um 07:38

@B.: „freitags“ kann „an jedem Freitag“ heißen als auch „an Freitagen“ als auch „an einem Freitag“. Beispiel: „Wir könnten uns auch mal freitags treffen.“

Dass es hier nicht jeder Freitag sein kann, ergibt sich schon alleine aus dem Rasenmäherzusammenhang. Und wie schon gesagt: Im Text, der dem Standard-Artikel vorausging, hieß es gar nicht „freitags“ sondern “an Freitagen”.