Wir lesen Zeitung
und schauen fern.

„News“ und die Tücken der Prozentrechnung

Anscheinend hatte die „News“-Redaktion letztens sämtliche Taschenrechner daheim vergessen:  So sind laut News „56 % der von  Österreichern bestellten Artikel“ Bücher. Addiert  man dazu allerdings die am zweithäufigsten bestellten Artikel (Kleidung und Schuhe mit 41 %), erreicht man schon 97 %. Insgesamt ergibt sich eine  Summe von 410 % – was logisch unmöglich ist.

Als Quelle gibt „News“ das Integral Markt- und Meinungsforschungsinstitut an, welches einen Teil ihrer Forschungsergebnisse auch online zugänglich (PDF) macht. Hier sehen die Daten allerdings um einiges besser aus: Nicht 56 % der Artikel waren Bücher sondern 30 % der Österreicher haben Bücher bestellt. Siehe Faksimilie hier.

Frohe Ostern! Ihre Eßlinger Zeitung.
Puls 4: Keine Kinderkacke!

3 Kommentar(e)

Johannes - Am 30. December 2010 um 17:51

Entweder ich steh jetzt völlig auf der Leitung … Es kann ja auch sein, dass eine Person z.B ein Buch, eine CD und ein Event-Ticket bestellt. Oder darf man seit neuestem nur 1x pro Jahr online shoppen?

Fabian Schmid (Autor) - Am 30. December 2010 um 18:03

Ja natürlich, aber dann darf man diese Formulierung nicht benutzen – es können sich bei der Art von Statistik immer nur 100% ergeben. So, wie du es meinst, müssten sie z.B. schreiben „56% der Österreicher bestellten Bücher, “ etc – da ist es kein Problem, weil das nur heißt, dass 44% der Österreicher keine Bücher bestellten.

Aber wenn da steht „56% der von Österreichern bestellten Artikel waren Bücher“, dann heißt das, dass 44% Nicht-Bücher waren. Wenn dann aber 41% Kleider und 41% Hotelbuchungen sind, ergibt sich ein logisches Problem.

Alex - Am 11. January 2011 um 00:02

Vorsicht beim kritisieren von so %-Rechnungen

der Einwand mit den 56% ist richtig; wobei man vorsichtig sein muss, da es theoretisch wirklich sein kann, dass die Anzahl (!) der Bücher gemeint sein könnte. Wegen des vergleichsweise niedrigen Wertes kann diese mengenmäßig sehr hoch sein, wertmäßig wäre das was anderes ;-); da ich die Quelle nicht kenne, kann ich es nicht sagen; halte diese Aussage aber durchaus für möglich; die weiteren % Angaben in der Grafik beziehen sich definitiv auf etwas anderes…

Auch das Zitat in Absatz 2: „30 % der Österreicher haben Bücher bestellt“ ist inhaltlich falsch; VORSICHT!, das Faksimile sagt was anderes:

30% der Befragten (n=1236) gaben an im letzten Quartal Bücher bestellt zu haben (übrigens: auch wenn man hier alle Zahlen addiert kommt man natürlich über 100%, was nicht daran liegt, das die Leute nicht rechnen können, sondern wegen Mehrfachnennungen);

das bedeutet (angenommen die Umfrage ist repräsentativ): von den 56% der österreicher (die im Internet bestellen,) haben 30% angegeben im letzten Quartal Bücher bestellt zu haben. womit ich auf 16,8% der Österreicher käme, wenn ich das richtig überschlagen habe…leider ist eben über den mengenmäßigen Absatz aus diesen Zahlen keine valide Aussage ableitbar

in dem fall schätze ich, dass der Redaktion der gesamte Bericht vorgelegen ist (immerhin gibt es hier zumindest 500 Fragen, wovon leider nur 2 gratis einsehbar sind ;), und der Redakteur einfach unkritisch 2 Fragen in dieser Grafik zusammen zusammengefaßt hat, der eben das Verwirrspiel mit den % auch nicht überrissen hat 😉

hoffe ich konnte ein wenig Licht ins Dunkle bringen und viel erfolg mit der Seite, die ich persönlich toll finde..

lg
a.