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So schnell wird man in „Österreich“ zum Serben

Überschrift in "Österreich" Serben fielen über zwei Wiener her. Messerstich: Opfer den Hals zerschnitten"Von einer brutalen G’schicht weiß „Österreich“ in der Printausgabe von Sonntag zu berichten:

Serben fielen über zwei Wiener her

Klare Sache. Zwei Wiener, zwei Serben, letztere greifen erstere an und verletzen sie. Ganz so klar ist die Sache doch nicht, wie sich beim Durchlesen des Artikels herausstellt:

(…) Die zwei Unbekannten schimpften die beiden Freunde in vermutlich serbischer Sprache. Plötzlich zog einer der Übeltäter ein Messer aus seiner Tasche und stach dem Wiener, Gerald K., in den Hals. Anschließend flüchteten die beiden Serben in unbekannte Richtung.

Der einzige Hinweis auf die Herkunft der Täter ist also die Aussage der Opfer und einzigen Zeugen, wonach die zwei Männer „vermutlich“ auf Serbisch geschimpft hätten. So schnell kommt man zu einer Staatsbürgerschaft sonst nur mit viel Geld in einem südlichen österreichischem Bundesland.

Ein Gedankenexperiment: Die zwei angegriffenen Wiener sind Slawisten. Und weil sie aufgrund der Aussprache einzelner Wörter genau wussten, dass die Männer serbisch und nicht zB kroatisch gesprochen haben, konnten sie so eine genaue Angabe über die gesprochene Sprache machen.

Selbst wenn man zweifelsfrei – aufgrund der Aussage der einzigen Zeugen, die gleichzeitig Opfer sind – wüsste, dass die beiden Männer serbisch gesprochen hätten, könnte man daraus nicht ableiten, dass es sich um Serben gehandelt hat. Viele ÖsterreicherInnen sprechen (zusätzlich oder ausschließlich) andere Sprachen als Deutsch. Und dass sich „Österreich“ mit den verschiedenen Ländern Südosteuropas ein bisserl schwer tut, wissen wir ja inzwischen.

„Österreich“ schließt aufgrund der Aussage zweier Zeugen vorschnell auf eine Staatszugehörigkeit – vielleicht, weil’s so schön ins Klischee passt?

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2 Kommentar(e)

/2oland P. - Am 24. October 2011 um 20:29

diesen seitenhieb auf ein sog. „südliches österreichisches bundesland“ finde ich nicht sehr angebracht und hat im grunde auch nichts mit der kritik an sich zu tun da hier zwei themen ohne eine gemeinsame basis verknüpft werden.

Andreas Koller - Am 09. November 2011 um 18:52

Ich verstehe diesen „Seitenhieb“ als humorvollen Einschub!