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Boulevard scheitert am Balkan… again

Wie die Kobuk-Leser bestimmt schon wissen, haben die österreichischen Medien so ihre Probleme mit dem Balkangebiet.

Auf den ersten Blick beschreibt ein Artikel in der „Heute“-Ausgabe vom 11.11. die „Reichweiten der vier Mullah-Raketen“, doch wirft man einen genaueren Blick auf die Karte, so fällt auf: In der Balkanregion fehlen zwei Länder, die erst „kürzlich“ unabhängig wurden: Montenegro (seit Juni 2006 unabhängig) und Kosovo (Unabhängigkeit von Serbien wurde im Februar 2008 proklamiert).

Ob „Heute“ uns dadurch mitteilen will, dass die Redaktion diese beiden Länder nicht anerkennen will, oder ob dies bedeutet, dass man in der Redaktion politisch nicht auf dem Laufenden ist, ist Interpretationssache.

Welchen Sinn der Pfeil haben soll, ist auch ein Rätsel. Er beginnt weder in Teheran, noch bei den eingezeichneten Atomanlagen. Er endet noch dazu im Atlantik, wobei er auch auf den Text zeigen könnte. In diesem Fall unterstellt „Heute“ ihren Lesern aber die Unfähigkeit, den Zusammenhang zwischen Bild und daneben stehendem Text zu erkennen.

PS.: Auf Seite 20 in der selben Ausgabe wird der Begriff „Männlichkeit“ definiert:

Wieder etwas gelernt: Ameisen machen Honig.

Das Krone-“Resulatat” des Bildungsvolksbegehrens
Tipps zur Altersvorsorge auf "Österreich"-isch

7 Kommentar(e)

Daniel - Am 16. November 2011 um 17:35

Der Pfeil soll wohl darstellen, dass die 5500 km noch weiter gehen. Mir ist aber nicht ganz klar, warum der dann nicht im Mittelpunkt der anderen konzentrischen Kreise beginnt…

Viel interessanter find ich jedoch, dass die Kreise und dazugehörigen Entfernungsangaben absolut nicht stimmen.
Erster Fehler: Der Kreis für 2500 km hat ungefähr den doppelten Radius des Kreises für 2000 km, das kann schon mal überhaupt nicht stimmen.
Zweiter Fehler: Vom kaspischen Meer bis Wien (Kreis mit 3500 km) sinds laut Google Maps ungefähr 1600 Meilen, das sind ca. 2500 km.
Nach Israel sinds vom kaspischen Meer nicht mal 1000 Meilen, und das ist nicht mal der nächste Punkt zu Israel. Keine 1500 km also.
Die 2000 km würden dafür bis Moskau ganz gut passen, die laut Grafik nicht mal innerhalb der 2500 km liegen.

Selbst wenn mir Google Maps das in Nautischen Meilen angegeben hätte (was aber schon eher seltsam wäre), würds nicht hinhaun, Wien wären dann trotzdem nur 3000 km. Und die Sache mit dem Zusammenhang Radius-Kilometer würds auch nicht korrigieren.
Ordentlich verhaut also.

blarb - Am 16. November 2011 um 17:46

joa die 2000km sollten eigentlich 1000km sein, die 2500km sind richtig 2000km und der 3500km Kreis hat Radius 2500km….

Markus Pirchner - Am 16. November 2011 um 18:27

Die Kritik an den Distanzen träfe nur zu, wenn die Raketen direkt in Luft Linie das Ziel anfliegen können:-) . Handelt es sich um ballistische Flugkörper, müsste man eine entsprechend längere Strecke kalkulieren.
Aus der sicherlich ungeschickten Kombination Honig/Ameisen lässt sich nicht zwingend ableiten, dass gemeint ist, Ameisen produzierten Honig. Ich halte das für den Versuch einer besonders kontrastierenden Gegenüberstellung. Wie die ganze Welt weiß, kaut nur Chuck N. Bienen, wenn er Honig möchte.

martin - Am 16. November 2011 um 18:32

1.) Kobuk scheitert an Österreich (das Land nicht das Papier mit Buchstaben drauf) oder vielleicht auch mit der Schweiz. Denn ein Blick (das was man mit dem Auge macht, nicht die schweizer Variante des Bild) auf den link hinter dem „so“ findet sich eine Geschichte über das (deutsch)schweizer Radio.

2.) @Daniel: Deine Bemerkung mit dem Zentrum der Kreise hat mich auf was aufmerksam gemacht…. Dieser Mittelpunkt scheint in Nord-süd-richtung etwa auf der halben strecke zwischen der Südküste des asowschen Meeres und der Nordküste des persischen Golfs zu liegen; in Ost-west-richtung etwas naeher am Mittelmeer als an der Ostküste der kaspeischen See. Meine Versuche diesen Punkt (mit dem Massbandtool von googlemaps) zu bestimmen, haben immer in der Türkei geendet. Blöd auch dass die beiden Strecken nicht gleich lang sind. Vielleicht hätte man eher eine Karte mit kreistreuer Projektion nehmen sollen.

Nehmen wir den Ursprung des Pfeiles fuer ein paar Entfernungsmessungen her. Ich habe ihn ca in Tabriz platziert. Denn sinds jeweils grob 2000km nach Moskau, 2600 nach Wien, 2900 nach Rom, … moment nach Rom ists weiter ? Sagt doch der Text „bis in die italienische Hauptstadt Rom – und sogar nach Wien.“ … damit Berlin (ca 3000km) „im Radius [der] Rakete“ braucht es wohl auch nich die Schahab 6 sondern nur die Schahab 5.

blarb - Am 16. November 2011 um 18:40

„Denn sinds jeweils grob 2000km nach Moskau, 2600 nach Wien, 2900 nach Rom, … moment nach Rom ists weiter ? “

Dann hat heute wohl eine falsche (nicht auf den Abschussort „zentrierte“) Kartenprojektion genommen.

@Markus: Es würde unsinnig sein etwas anderes als die Reichweite anzugeben, vgl. zum Beispiel mit quasiballistischen Raketen, die eine abgeplattete Flugbahn haben um das Ziel schneller zu erreichen und die Vorhersagbarkeit der Flugbahn zu erschweren.

Daniel - Am 16. November 2011 um 18:47

Trotzdem stimmen die Verhältnisse zwischen den Entfernungen bzw. Kreisen in keinem Fall. Und wenn die tatsächliche Flugbahn nach Wien um mehr als ein Drittel länger ist als die direkte Luftlinie, dann muss die einen ziemlichen Umweg fliegen oder auf jeden Kilometer (durchschnittlich) 350 Höhenmeter steigen oder sinken. Das kommt mir schon ziemlich viel vor. Ob mir das nur so vorkommt und es möglicherweise doch stimmt, kann ich nicht beurteilen, da hab ich dafür dann zu wenig Expertenwissen über Raketenflugbahnen.
Abgesehen davon ist beim Boulevard eher davon auszugehen (abgesehen davon, dass sies mit Fakten meistens eh ned so genau nehmen), dass sie die praktische Reichweite nehmen (es geht ja darum, zu schockieren, bis wohin das Ding kommen kann) als die tatsächlich zurückgelegte Flugstrecke (die ja eher eine technische Information ist).

Hans Kirchmeyr - Am 16. November 2011 um 21:21

@martin
Danke für den Hinweis, hab’s korrigiert.