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Die Krone: Valium für das Volk

Ob Priester im Notstand, Polizisten in „Notwehr“ oder ein Minister, der zu schön um wahr zu sein. Was die „Krone“ auszeichnet, ist ein untrügliches Gespür, wann den Mächtigen und Institutionen des Landes Unrecht widerfährt. Schlagen sich andere Medien allzu leichtfertig auf die Seite der Schwachen, Gepeinigten und Übervorteilten, weiß die „Krone“ um ihre staatstragende Verantwortung als Blitzumleiter des Volkszorns: Würde auch sie Öl in die schwelenden Feuer gießen, geriete womöglich das Gefüge des Landes ins Wanken — und am Ende noch sie selbst.

Drum hört nicht auf jene, die unser Land schlechtschreiben. Lasst uns in Leserbriefen gemeinsam den immer gleichen Mond anheulen. Aber stellt keine neuen Fragen, ruft nicht nach Aufklärung. Österreich ist schön. Die Kirche ist heilig. Grasser der Beste. Und unsere Banken sind sicher!

„So sicher sind unsere Banken — Experten bestätigen, dass man sich keine Sorgen machen muss“
(Kronen Zeitung, 29.10.2011, S. 10)

A1-Tourette in "Österreich"
"Grüner" wird's nicht, "Österreich"

6 Kommentar(e)

Martin - Am 02. November 2011 um 09:33

Andererseits muss man fast froh sein dass die Krone die Banken nicht sturmreif schreibt.

Hans Kirchmeyr
Hans Kirchmeyr (Autor) - Am 02. November 2011 um 10:09

Ja, nur angesichts der Treffsicherheit der Krone, in jüngerer Vergangenheit, was ihre Fürsprachen betrifft, beunruhigt mich das fast mehr. (Ehrlich)

Martin Winkler - Am 02. November 2011 um 10:11

Ich verstehe nicht ganz, warum ist dieser Artikel auf Kobuk?
Da kann man auch argumentieren, dass die Krone ihren Auftrag erfüllt – sie informiert, stellt Zusammenhänge her, ordnet Einzel-Nachrichten in einen größeren Kontext ein. Ob man mit der Analyse übereinstimmt oder nicht, ist eine andere Sache, aber Falsch-Nachrichten kann ich in dem abgebildeten Textschnipsel nicht erkennen? Und Schleichwerbung für die österreichischen Banken kann es natürlich sein, aber dann kann jeder positive Artikel über RZB oder Erste Schleichwerbung sein.

Hans Kirchmeyr
Hans Kirchmeyr (Autor) - Am 02. November 2011 um 10:27

@Martin Winkler
Bitte? Welcher Satz könnte in der gegenwärtigen Lage falscher sein, als „dass man sich keine Sorgen machen muss“, was Banken und Geld betrifft?

Das heißt nicht, dass man Panik schieben und unsere Banken sturmreif schreiben muss – aber eine korrekte Risikobewertung im Sinne der Leser sieht anders aus.

Martin Winkler - Am 02. November 2011 um 17:38

@Hans Kirchmeyr:
Auch aus meiner Sicht ist das eine nicht korrekte Risikobewertung.
Vielleicht (wahrscheinlich) habe ich ein falsches Verständnis von Kobuk, aber im Normalfall hat der Blog den Fokus auf falschen Nachrichten, irrelevanten Nachrichten und Schleichwerbung.
Der Artikel oben ist eventuell Scheichwerbung (dann aber gut getarnt). Irrelevant ist er sicher nicht. Eine falsche Nachricht ist er aus meiner Sicht aber auch nicht, sondern eine falsche Analyse. Und ob eine Analyse falsch ist, ist Bewertungssache. Wir beide (und viele andere) sind uns wohl einig, dass die Analyse falsch ist, aber falsche Analysen kommen nun wirklich sehr häufig vor.

Aber wahrscheinlich lege ich die Blog-Intention zu eng aus. Auch die Irrelevanz ist Bewertungssache (zB, ob der Tod von Hirsch Hansi wichtig war oder nicht – aus meiner Sicht nicht sonderlich).

Hat mich einfach überrascht – aber mir solls ja recht sein, und ich werde weiter Kobuk mit Genuss verfolgen.

Hans Kirchmeyr
Hans Kirchmeyr (Autor) - Am 02. November 2011 um 17:58

@Martin
Ja, da hast du schon Recht, dieser Kobuk fällt aus der Reihe, vielleicht schon eine Spur zu sehr in Richtung Glosse – habe daher auch überlegt, ob ich den überhaupt hier so bringen kann. Andererseits soll es bei Kobuk eben nicht nur um Syntax und Semantik gehen, sondern auch um mediale Stimmungsmache und Kampagnen (die per se nicht „falsch“ sein können, aber eben doch bemerkens_wert). Und was den Stil betrifft, wir sind immer noch jung und lernen – vor allem von unseren Lesern 🙂