Wir lesen Zeitung
und schauen fern.

„Österreich“ ist das Tränendrüsen-Supertalent

Um Spannung und Empathie zu erzeugen, bleibt die Wahrheit bei „Österreich“ auf der Strecke. Die Online-Ausgabe stellt die Krankheitsgeschichte einer jungen Supertalent-Kandidatin missverständlich dar, verdreht die Fakten und lässt die Jury bei ihrem Auftritt sogar in Tränen ausbrechen. Gespielt wird hier nicht nur mit Emotionen, sondern vor allem mit falschen Tatsachen.

Tränen sind nämlich höchstens im Publikum geflossen, bei der Jury jedenfalls nicht. Aber die Geschichte bietet sich natürlich an: ein junges Mädchen, das Knochenkrebs hatte und nun den Traum der Musikkarriere verwirklichen will.

Der 15-Jährige Teenager muss mit der Diagnose Knochenkrebs leben. (…) trotz der niederschmetternden Diagnose gibt Laura nicht auf. Sie kämpft erbittert gegen den Krebs an und verliert dabei kein einziges Mal ihren Überlebenswillen und ihre Kraft.

Dass die Krankheit mittlerweile überwunden ist, kann man, wenn überhaupt, nur zwischen den Zeilen herauslesen. „Österreich“ vertut sich auch beim Alter: Im Boulevardblatt erkrankte das Mädchen erst mit zehn Jahren.

RTL, der Sender der Show, stellt die Fakten dagegen klar:

Kandidatin Laura Pinski ist mit neun Jahren an Knochenkrebs erkrankt. Durch ihre Krankheit ist die Schülerin zum Singen gekommen. Mittlerweile ist Laura geheilt

„Österreich“ legt aber noch eins drauf:

Es passiert freilich nicht oft, dass alle drei Juroren zur gleichen Zeit, einer Meinung sind.

Selten genug jedenfalls, um auch diese Information zu erfinden. Die Jury war sich nicht einig. Thomas Gottschalk stimmte mit „Nein“.

Trotz der schlimmen Krankheit zweifelt das Mädchen kein einziges Mal an sich selbst und will aufgeben.

Vorsicht liebe Redaktion: Wenn ihr euch schon so eine schöne Geschichte ausdenkt, widersprecht euch wenigstens nicht selbst.

 

Sex sells: OE24.at pfeift auf Persönlichkeitsrechte
"Österreich" schießt sich ein Eigentor