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„Krone“: Barmherzigkeit als Werbetool für „Fussl“

Ein 2-seitiger Krone-Artikel über Ernst Mayer, den Chef der „Fussl Modestraße“, riecht nach Schleichwerbung. Der Beitrag kreiert ein freundliches Bild eines selbstlosen Retters. Der gute Samariter  ist doch tatsächlich so barmherzig, 60.000 Euro an „Menschen für Menschen“ zu spenden. Hilfsorganisationen zu unterstützen ist zwar eine gute Sache. Die Krone verwandelt die gute Tat allerdings in ein Werbetool für ihren Kunden. Denn dass wenige Seiten vor dem „Lobeslied auf Mayr“ ein Inserat von „Fussl“ platziert ist, untermauert die Vermutung, dass es sich hier um einen krummen Deal handelt.

Die Redakteurin schafft es mehr Information zum Modekonzern und dem spendablen Manager in den Artikel zu packen, als zu dem Hilfsprojekt selbst. In wohlwollendem Ton erfahren wir, dass sich der „Mode-Gigant“ „erfolgreich gegen internationale Billigketten behauptet“ und dass er von der Tour „tief bewegt“ ist.

Details zu Dauer und Ablauf des Projekts oder zum Bau der Schule werden dem Leser vorenthalten. Stattdessen erfahren wir in einer Infobox den Umsatz, die Anzahl der Mitarbeiter und Filialen, und woher die Firma ihren Namen hat.

Es findet sich nebenbei auch Platz um die Stiftung „Mensch für Mensch“ ins rechte Licht zu rücken und den Verdacht der Veruntreuung von Spendengeldern zu entkräften.

Dem nicht genug, vermittelt der Artikel das Weltbild: Fortschrittlicher Europäer hilft rückständigen Afrikanern. „Barfüßige und in Lumpen gekleidete Kinder“ winken „dem so fremd aussehenden Mann in dem nicht weniger faszinierendem Automobil“ zu, während „äthiopische Bauern mühsam mit einem Ochsengespann pflügen“. Eine weitere Passage beschreibt:“Dutzende Tagelöhner aus der Umgebung schweißen, hämmern, betonieren und sägen mit den primitivsten Werkzeugen, was das Zeug hält.“ Dies der Ton, der den gesamten Beitrag durchwächst.

Als Journalismus getarnte Werbung soll es in der Krone-Bunt ja auch schon im großen Stil gegeben haben

"Österreich"s Zuckerl für McDonalds
In der "Krone" haben Tote keine Rechte mehr

2 Kommentar(e)

lkrammer - Am 27. July 2013 um 22:49

Da hat wieder einmal ein boulevardmedium nicht kapiert, wie man mit anderen menschen umgeht, ohne abfällig zu werden. traurig, dass diese nix, aber auch gar nix dazulernen.
im übrigen sollten die medien generell über kleine initiativen, z.b. zum bau von schulen und zur ermöglichung des schulbesuchs berichten. aber das ist wohl nicht so lukrativ …
im übrigen müsste es im text oben wohl „menschen für menschen“ heißen, nicht?

Snovalis - Am 06. August 2013 um 12:49

Danke für eure Medienbeobachtung. Ich besuche kobuk gerne und häufig. Typographisch korrekte Anwendung von Anführungszeichen gilt es noch zu lernen.

Liebe Grüße
S.