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Krone fällt auf gefälschten chinesischen Pass rein

Aufgrund eines bemalten Passes durch einen 4-Jährigen sitzt ein chinesischer Vater angeblich am Flughafen in Südkorea fest. Das berichtet jedenfalls die Krone; die Quelle ist ein Tweet.

Bildschirmfoto 2015-11-07 um 20.03.59Wo soll man nur anfangen? Damit, dass dieses Märchen seit mindestes einem Jahr durch das Internet geistert? Oder damit, dass diese Story genau das nämlich ist: Ein Märchen.

Der Ursprung des Fotos dürfte Weibo sein, das chinesische Gegenstück zu Twitter. Im Frühling 2014 ging das Stück jedenfalls durch die Weltpresse. Bald darauf konnte man auf kotaku.com nachlesen, warum das Foto ziemlich sicher ein Fake ist:

  1. Kaum ein 4-jähriges Kind kann so detailliert zeichnen, wie auf dem Bild zu sehen ist.
  2. Durch das Zeichnen müssten Schmierspuren entstanden sein, da Pässe um scannbar zu sein, normalerweise mit einer Glanz-Folie versehen sind.
  3. Offensichtlich wurde der Pass mit einer Bildbearbeitungssoftware bearbeitet – ganz rechts hängt die Zeichnung in der Luft.
  4. Außerdem wurden wesentliche Daten wie der Name komplett ausgemalt – schon ein großer Zufall für eine Kinderzeichnung.

Das Wallstreet-Journal sorgte dann für Gewissheit: Die chinesische Botschaft in Seoul bestätigte dem Blatt, dass das Foto ein Fake sei. Das war vor mehr als 17 Monaten, und natürlich hätte das die Krone wissen können, wenn man ein bisschen gegoogelt hätte. Oder auch, wenn man die Antworten zum oben erwähnten Tweet gelesen hätte. Aber womöglich findet man ja auch gerade dort einen Hinweis, warum die Krone die Story trotzdem gebracht hat:

pass-hoax

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