Wir lesen Zeitung
und schauen fern.

Kategorie: Schleichwerbung

Eine Freundin von mir pflegt zu sagen, Enttäuschungen sind nichts Schlechtes, denn sie bedeuten das Ende einer Täuschung. In meinem Fall, dass ich dachte, derStandard.at gehört noch zu den „Guten“. Klar rutscht dort auch so einiges durch. Und wie überall wird mehr kopiert als recherchiert. Selbst grenzwertige P.R.ichterstattung haben wir im Online-“Standard” schon gesehen. Aber: Grundlegende journalistisch ethische Mindeststandards werden dort nicht unterschritten. Dachte ich.

Links: PR-Aussendung von ING-DiBa
Rechts: Redaktioneller (ja wirklich) Artikel auf derStandard.at

Alle inhaltlichen Änderungen und Ergänzungen der Redaktion habe ich farblich hervorgehoben.

ING-DiBa:

[…] 64% sparen, damit sie im Fall der Fälle auf ihre eiserne Reserve zurückgreifen können. Jedoch: viele bemessen ihren Notgroschen viel zu gering.

derStandard.at:

64 Prozent sparen, um im Fall der Fälle auf die eiserne Reserve zurückgreifen können. [sic!] Doch: Viele bemessen ihren Notgroschen viel zu gering

Angesichts der Finanzkrise erlebt der Notgroschen derzeit ein regelrechtes Revival. 64% der Österreicher sparen für die eiserne Reserve und damit liegt die Alpenrepublik im internationalen Spitzenfeld. Das zeigt die Sparstudie der ING auf. Sieht man jedoch genauer hin, sparen die Österreicher zu wenig. […]

11% haben maximal 100 Euro für den Notgroschen reserviert, 15% haben bis zu 500 Euro und 13% bis zu 1.000 Euro für den Notfall kurzfristig verfügbar.

Angesichts der Finanzkrise erlebt der Notgroschen derzeit ein regelrechtes Revival. 64 Prozent der Österreicher sparen für die eiserne Reserve. Damit liegen sie im internationalen Spitzenfeld, zeigt die Sparstudie der ING.

Sieht man jedoch genauer hin, sparen die Österreicher zu wenig. Elf Prozent haben maximal 100 Euro für den Notgroschen reserviert, 15 Prozent haben bis zu 500 Euro und 13 Prozent bis zu 1.000 Euro für den Notfall kurzfristig verfügbar.

„Eigentlich ist das zu wenig“, zeigt Roel Huisman, CEO der ING-DiBa Direktbank Austria, auf. „Jeder zweite macht seine Sache gut und legt genug zur Seite. Doch zu viele Österreicher gehen noch immer zu sorglos mit dem notwendigen Sicherheitspolster um. Die einfache Faustformel lautet hier, dass es zumindest zwei Nettogehälter für den Notfall sein sollten, die auf einem täglich verfügbaren Sparkonto liegen und gut verzinst werden.“

„Eigentlich ist das zu wenig“, zeigt Roel Huisman, CEO der ING-DiBa Direktbank Austria, auf. „Jeder zweite macht seine Sache gut und legt genug zur Seite. Doch zu viele Österreicher gehen noch immer zu sorglos mit dem notwendigen Sicherheitspolster um. Die einfache Faustformel lautet hier, dass es zumindest zwei Nettogehälter für den Notfall sein sollten, die auf einem täglich verfügbaren Sparkonto liegen und gut verzinst werden.“

Der Notgroschen international betrachtet

Notgroschen international betrachtet

Im internationalen Vergleich sind die Österreicher Notgroschen-Meister. Nur die Luxemburger und Holländer sparen noch mehr. Während hierzulande 43% mehr als 1.500 Euro angespart haben, sind es in Luxemburg 59% und in den Niederlanden 55%. In Deutschland sind es 40% und in Frankreich nur 31%.

Im internationalen Vergleich sind die Österreicher aber Spar-Meister. Nur die Luxemburger und Holländer legen noch mehr zurück. Während hierzulande 43 Prozent mehr als 1.500 Euro angespart haben, sind es in Luxemburg 59 Prozent und in den Niederlanden 55 Prozent. In Deutschland sind es 40 Prozent und in Frankreich nur 31Prozent .

Von solchen Ergebnissen können – unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen Faktoren und der weitaus geringeren Einkommen – etwa die Rumänen oder Polen nur träumen. Nur 10% (Rumänien) bzw. 17% (Polen) können hier mehr als 1.500 Euro für den Notfall sparen. Etwa ein Drittel spart in diesen Ländern maximal 100 Euro und ein weiteres Drittel bis zu 500 Euro.

Von solchen Ergebnissen können – unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen Faktoren und der weitaus geringeren Einkommen – etwa die Rumänen oder Polen nur träumen. Nur zehn Prozent (Rumänien) bzw. 17 Prozent (Polen) können hier mehr als 1.500 Euro für den Notfall sparen. Etwa ein Drittel spart in diesen Ländern maximal 100 Euro und ein weiteres Drittel bis zu 500 Euro.

Was wenig wundert: den kleinsten Finanzpolster haben die Thailänder. Nur 4% haben hier mehr als 1.500 Euro zur Verfügung. 44% hätten für den Notfall maximal 100 Euro übrig und 34% maximal 500 Euro.

Was wenig wundert: Den kleinsten Finanzpolster haben die Thailänder. Nur vier Prozent haben hier mehr als 1.500 Euro zur Verfügung. 44 Prozent hätten für den Notfall maximal 100 Euro übrig und 34 Prozent maximal 500 Euro. (red, derStandard.at, 13.3.2012)

Über die ING International Study (IIS)

Wissen

Die ING International Study (IIS) ist eine weltweite Online-Umfrage im Auftrag der ING Bank. In insgesamt 19 Ländern, in denen ING Retail und ING Direct Banking aktiv ist, wurden finanzielle Entscheider ab 18 Jahren befragt. Repräsentativ nach Geschlecht und Alter wurden pro Land rund 1.000 Menschen befragt (Slowakei 500, in China 910, Thailand 922, Kanada 988, Indien 1.007, Luxemburg 1.008 und in den Niederlanden 1013), insgesamt n=18.348.

Die ING International Study (IIS) ist eine weltweite Online-Umfrage im Auftrag der ING Bank. In insgesamt 19 Ländern, in denen ING Retail und ING Direct Banking aktiv sind, wurden finanzielle Entscheider ab 18 Jahren befragt. Repräsentativ nach Geschlecht und Alter wurden pro Land rund 1.000 Menschen befragt (Slowakei 500, in China 910, Thailand 922, Kanada 988, Indien 1.007, Luxemburg 1.008 und in den Niederlanden 1013), insgesamt n=18.348.

 

Auch Die Presse, Kurier, Wirtschaftsblatt, NEWS, Neues Volksblatt und Salzburger Nachrichten haben die APA hat den Werbetext ohne erkennbare journalistische Eigenleistung übernommen, allerdings erheblich gekürzt. Zudem haben sie ihre Artikel mit der irreführenden Quellenangabe „APA“ zur Agenturnachricht geadelt. Statt auf das PR-Portal „APA OTS“ zu verweisen. [Danke an Thomas für den Update-Hinweis.]

Update 16. März: Der Online-Standard hat auf Twitter reagiert und Konsequenzen angekündigt:

Was macht der Manager von Welt auf dem morgendlichen Weg ins Büro? Er schlägt die „MONEY.AT“-Seite seiner „Österreich“-Gratisausgabe auf. Und siehe da, die wichtigsten vier Wirtschaftsthemen zum Tage auf einen Blick:

  1. Österreichs Banken sind von der ungarischen Staatskrise betroffen
  2. Rechtsstreit um bei Grasser beschlagnahmte Aktien in der Schweiz
  3. Klage des Hotel-Schwarzenberg-Investors Mohamed Al Jaber gegen Immoconsult und Bank Austria.


Und, last but not least die neue Sticker-Aktion von Billa:

Kleingeister mögen sich nun darüber echauffieren, was ein solcher Beitrag im Finanzteil der Zeitung zu suchen hat. Völlig zu Unrecht, der gesamte Zweispalter hat das „Money“ zum Thema: Bei 10 Euro Einkauf gibts ein Packerl Sticker, jedes zusätzliche kostet 50 Cent. Das Heftchen zum Einkleben ist für 1,99 extra zu erstehen.

Zur Erläuterung von Ungarns Staatskrise und ihrer Auswirkungen auf die Geldhäuser der Europäischen Union braucht es da schon weit weniger Zahlenwerte.

Der 11-seitige „Schöner leben“-Teil der Kurier-Wochenendausgabe gleicht einer Apothekenumschau: Von Schnarchen über Tinnitus bis hin zu Potenz-Problemen, im Kurier gibt es für jedes Problem das passende „Mittelchen“.

Ganz besonders intensiv widmet sich der Kurier aber dem Lieblingsthema der Österreicher – dem Abnehmen. Dazu wird ein innovatives Konzept – die sogenannte AMB-Methode vorgestellt.

Klingt vielversprechend – doch was ist Bioresonanz? Den einzigen Hinweis liefert das kleine Bild unter dem Artikel, das ein sogenanntes Bioresonanzgerät zeigt. Ansonsten behalten auch die Experten Ria und Alfred Klabuschnigg, Besitzer von 32 AMB-Instituten, die Details lieber für sich.

Kurz zur Info für uns Laien:

Die Bioresonanztherapie ist eine alternativmedizinische „Schwingungstherapie“. Dabei werden Elektroden, die mit dem Gerät verbunden sind, am Körper des Patienten angebracht und „körpereigene Strahlen“ in Form von „Schwingungen“ in das Gerät geleitet. Dort werden krankmachende Schwingungen in heilsame Schwingungen „umgepolt“ und wieder zum Körper zurückgeleitet. 

Wissenschaftlich bewiesen ist eine Wirkung, die über den Placebo-Effekt hinausgeht, jedoch nicht. Die Süddeutsche schreibt etwa:

Laut Stiftung Warentest muss die Bioresonanztherapie als reine Spekulation und Irreführung des Patienten gelten.

Aber wozu braucht der Leser diese Informationen? Immerhin steht das Resultat fest (15 kg in 3 Monaten!) und die Telefonnummern von sieben AMB-Instituten im Text.

 
 
 
 
 
 
 

Dieser „Krone“-Artikel sagt uns..

  • was man einkaufen soll  (grün),
  • wo man einkaufen soll (blau),
  • wann man einkaufen soll (gelb) und
  • warum man einkaufen soll (rot).

Das muss Journalismus sein.

Gerade rechtzeitig zur Kekse-Glühwein-Völlerei-Zeit Adventszeit deckt „Österreich“ uns im Beautyteil mit mehr oder weniger wertvollen Abnehmtipps ein. Aber nicht, dass Sie jetzt glauben, das hieße weniger Kekse, weniger Punsch oder sich gar beim Weihnachtsessen etwas zurück zu halten. Nein, hier wird uns das „Schlankrezept der Stars“ – nämlich die HCG-Kur – ans Herz gelegt.

Es handelt sich hierbei um eine Hormonkur mit humanem Choriongonadotropin. Was das ist? Keine Panik: Weitere Informationen gibt es bei einer Frau Dr. Alexandra Grünberger, so rät uns die Bildunterschrift zum Artikel, dort sind auch gleich Adresse und Telefonnummer besagter Dame zu finden.

Und wem das noch nicht genug ist: Gleich daneben hat ebendiese Frau Dr. Grünberger die dazugehörige Anzeige geschalten:

Schlank durch die Adventzeit! Die HCG-KUR!

Sie sind nicht so der Fan von Hormonkuren? Auch kein Problem, denn gleich darunter gibt es eine weitere Behandlungsmöglichkeit:

Mit Ultraschall durch den Advent

Auch dieser Artikel ist ausgestattet mit Telefonnummer, Internetadresse und passender Anzeige, damit mann/frau auch sicher weiß, wo man denn die „ungeliebten Fettpölsterchen lassen kann“.

„Österreich“ scheint wirklich viel an unserer körperlichen Fitness und Schlankheit zu liegen, wie sie uns nicht zum ersten Mal zeigen.

In der Rubrik „Money-Extra“ macht uns die Tageszeitung „Österreich“ vergangen Sonntag darauf aufmerksam, dass man über private Pflegevorsorge nicht früh genug nachdenken könne.

Mit der demographischen Entwicklung in Österreich – die Bevölkerung wird im Schnitt immer älter – drängt sich ein Thema in den Vordergrund: die Pflege.

„Expertenwissen“ kommt von Robert Lasshofer und Luciano Cirinà, die beide in einem kleinen Interview ihre Meinung zum Thema kundtun dürfen. Und dass die beiden dazu eine starke Meinung haben ist klar, immerhin ist Lasshofer Chef der Wiener Städtischen und Cirinà Generaldirektor der Generali-Versicherungen.
Private Pflege-Vorsorge boomt also lt. „Österreich“. Wer jetzt in Panik geraten sollte, weil er eben noch nicht für seine Pflege im Alter vorgesorgt hat, dem sei geholfen: Gleich zwei große Werbeeinschaltungen just jener Versicherungsgesellschaften, die auch ihre Meinung im dazugehörigen Artikel kundtun dürfen, prangen jeweils auf der gegenüberliegenden Seite (Generali) und auf der nächsten Doppelseite (Wiener Städtische).

Und sollte Ihnen der Herr in der Werbeanzeige der Wiener Städtischen bekannt vorkommen – Nein, Sie irren sich nicht. Es ist der Herr vom Artikel auf der vorherigen Seite: Robert Lasshofer, Generaldirektor der Wiener Städtischen. Er darf also gleich zwei mal in der selben Zeitung mitteilen, wie er zu seinen Produkten zur privaten Pflege-Vorsorge steht.

Obwohl wir uns das eigentlich auch so hätten denken können.

Beide kämpfen auf ihre Art für den Wandel der Medien: Wolfgang Fellner, der „Opa des Inzest-Journalismus“, so die Jury der frisch vergebenen Big Brother Awards. Und A1-Chef Hannes Ametsreiter, ebenfalls geehrt, als Totengräber der Netzneutralität*).

Das verbindet. Und so darf A1 heute auf einer Doppelseite das „Thema des Tages“ einnehmen. Jene journalistische (!) Rubrik im Fellner-Blatt, wo für gewöhnlich Persönlichkeitsverletzungen Rufmord das Wichtigste des Tages abgehandelt wird:

(Bild anklicken für Großansicht)

Ein kleiner Auszug aus dem investigativen Report:

… Neues Super-Smartphone bei A1 … Heute erster Verkaufstag des neuen Apple-Smartphones bei A1 … A1 startete den Verkauf als Erster … Als Erster öffnete Mobilfunk-Marktführer A1 um Mitternacht seine Shops … Im A1-Shop in der Pernhartgasse gab es um Mitternacht eine Produktpräsentation … Größte Stückzahl bei A1 … Bei A1 haben sich mehr als 10.000 Interessenten vorregistriert … „Anfangs gibt es immer zu wenige“, sagt A1-Vorstand Alexander Sperl … Top-Angebote. A1 bietet das iPhone 4S mit Vertrag und iPhone-Paket … Wer jetzt einen der vier A1-Smartphone-Tarife abschließt, hat sein gesamtes Vertragsleben lang doppelt so viele … Doppeltes Freivolumen: In allen vier A1-Smartphone-Tarifen bekommen Neukunden jetzt das doppelte Freivolumen … Und dass auch datenintensive Anwendungen wie Fernsehen am iPhone (A1 TV-App) richtig Spaß machen, dafür sorgt das super-schnelle A1-Netz …

Gezählte 38 Mal wird die Marke auf den beiden redaktionellen Seiten erwähnt. In dieser Ausprägung fällt es schwer, noch von Schleichwerbung zu sprechen. Das ist schon Tourette.

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*) Ohne Netzneutralität entspräche das Internet in etwa einem Kiosk, wo eines Morgens nur mehr „Österreich“ und „Krone“ gut sichtbar aufliegen, weil sie dem Betreiber dafür mehr Geld zahlen als die Konkurrenz. Und Zeitungen, die gar nichts zahlen? „Die hol ich aus dem Lager, dauert nur ein bisschen.“

Die Tageszeitung “Österreich” berichtet in ihrer Ausgabe vom 19. Oktober unter der Rubrik „Wien Aktuell“ von dem Fitnessgerät Powerplate.

Wie es der Zufall so will, findet sich auf der selben Seite eine Werbeanzeige, der auch im Artikel genannten Firma Lifestyleladies, die in Österreich das Training mit dem Sportgerät anbietet.

Der Artikel selbst ist nichts anderes als ein leicht modifizierter Pressetext der der Vertriebsfirma des Fintnessgeräts, welcher auch auf der angepriesenen Homepage heruntergeladen werden kann. Dort findet sich übrigens auch ein Flyer für ein Probetraining. Die Models auf dem Gutschein weisen eine frappierende Ähnlichkeit zu den jungen Damen auf, die uns im Zeitungsbericht so freundlich entgegen lächeln.

Den identischen Text findet man auch auf Oe24.at, wo als „Service“ der Redaktion ein Probetraining bei den Lifestyleladies empfohlen wird.

Eine Kennzeichnung als Werbeanzeige sucht man vergebens.

Brauchbare PR dürfte die Regionalzeitung Kärntner Woche (Region Völkermarkt & Jauntal) vom 12. Oktober für den größten Energiekonzern des südlichsten Bundeslandes gemacht haben – übrigens auch in der Online-Ausgabe.

Der Artikel lässt kritische Distanz vermissen und liest sich wie eine Presseaussendung der Energiefirma. Besonders auffallend ist der häufige Gebrauch des Firmennamens, vor allem im ersten Absatz: Von insgesamt 42 Wörtern findet sich hier sechsmal das Wörtchen „Kelag“. Jedes siebte Wort ist also der Name der Firma über die berichtet wird. Ein Auszug:

„Kelag-Vorstand Harald Kogler zeichnet – mit Günther Stückler – als Geschäftsführer der Kelag Wärme für den Ausbau dieses Kelag-Geschäftsfeldes verantwortlich. Die Kelag Wärme ist eine 100%-Tochter der Kelag.“

Mancher dürfte sich in eine Episode der Schlümpfe versetzt fühlen. Alles kela… ähh, klar?

Immerhin fehlt auch die offizielle Werbeeinschaltung einige Seiten später nicht:

Die Print-Ausgabe der „Presse“ vom Montag enthält eine ganze Seite „Baupanorama“ – mitfinanziert von der Landesinnung Bau Wien, die Interessenvertretung aller in einer Branche tätigen Unternehmen und Selbstständigen. Die Innung hat, stolz auf die Kooperation, die Seite freundlicherweise als PDF online gestellt. Dort ist auch der Hinweis auf die Kofinanzierung der Seite zu lesen:

Seite mit finanzieller Unterstützung der Landesinnung Bau Wien.

Solche mitfinanzierten Extra-Teile sind üblich – die redaktionelle Verantwortung dieser Inhalte in redaktioneller Aufmachung hat aber, trotz „finanzieller Unterstützung“, bei der Redaktion zu liegen.

Bei der „Presse“ sieht man das offenbar anders: Ein Fünftel der gesponserten Seite macht die Kommentarspalte aus. Die gehört ganz allein Gastkommentator Josef Witke. Er ist „Landesinnungsmeister für Elektro-und Alarmanlagentechnik und Kommunikationselektronikhersteller“, wie unter seinem Kommentar zu lesen ist – also ein führendes Mitglied der Innung, die die Seite sponsert. Witke schreibt über Energiesparlampen, Importverbote für Geräte, die viel Strom verbrauchen und von seiner Zukunftsvision der von Stromfirmen ferngesteurten Elektroheizungen:

(…) Strom ist – in Verbindung mit erneuerbarer Energie – nun einmal am effizientesten steuerbar, das heißt, Elektroheizungen können aus der Ferne bei Spitzenlast zu- und bei Überschuss abgeschaltet werden.

Das lässt viele wohl nicht nur dafür danken, dass einem der Stromanbieter bis jetzt noch nicht die Heizung abdrehen kann, wenn’s gerade zu wenig Strom gibt. Man darf sich auch über den Deal wundern, den die Presse offenbar mit der Wirtschaftskammer eingegangen ist: „Ihr finanziert uns eine Seite Zeitung, dafür geben wir euch Platz für einen Kommentar von einem eurer Leute – außerdem ein passendes redaktionelles Umfeld.“ Das passiert seit Jänner diesen Jahres – jeden Montag gibt’s das „Baupanorama“, fast jeden Montag schreibt jemand von der Bauinnung einen Kommentar (hier nachzulesen).

Aktuell wird heftig darüber diskutiert, dass sich Firmen und politische Parteien wohlwollende Berichterstattung mit Inseraten kaufen. Gleichzeitig verkauft „Die Presse“ jede Woche einen scheinbar redaktionellen Kommentar an die Wirtschaftskammer. Darüber sollten wir zumindest nachdenken.

Nachtrag 11.10.: Ich habe die Chefredaktion der „Presse“ um eine Stellungnahme gebeten. Sobald diese einlangt, wird sie hier zu lesen sein.