„Geek Comedian“ Tom Scott hat Warnaufkleber für Gratiszeitungen und gegen billigen Journalismus entworfen. Die englische PDF-Druckvorlage gibt’s hier zum Download. Deutsche Twitterer haben bereits Interesse an einer Übersetzung bekundet. (Danke @Luca für den Hinweis.)
- Der Fall machte im Juli Riesenschlagzeilen: Sechs Stunden sei ein Tiroler Altlandeshauptmann bewusstlos und schwer verletzt in einer Tiefgarage gelegen, Passanten laut seiner Aussage in einem ORF-Interview quasi über ihn drüber gestiegen, bevor sich einer erbarmt habe. „Die Zeitungsente des Jahres“ berichtet nun dietwag.org (bekannt als Aufdeckerin des „Schwein-Sagers“ eines anderen Tiroler Altlandeshauptmanns) und wirft ein völlig neues Licht auf diesen Fall.
- Und 669 Milliarden Euro schließlich soll laut Profil die U2-Verlängerung in Wien kosten. Wenn das mal nicht dem Häupl auf den Kopf fällt… Diese und andere Seltsamkeiten hat wie immer nömix zusammengetragen.
(Foto: m. freundl. Genehm. v. Tom Scott)
Bevor uns das Sommerloch schluckt und mit etwas Regen nachspült, ein paar Lesetipps:
„Tangst“ und „Textaphrenie“ gehen unter SMS-Vieltippern um, glaubt man den Viel-, Ver- und Abtippern bei APA, Kurier, Standard, Futurzone et al. Einzig die traditionell APA-fernere Krone scheint das skeptischer zu sehen („ausgemachter Blödsinn“) — und hat Recht. Die ganze Story hat Anatol Stefanowitsch mit übermenschlichemjournalistischem Rechercheaufwand (eine E-Mail an die vorgebliche Forscherin) hier zusammengetragen. (Via BILDblog).
- Blogger wissen es halt meist besser als die Journalisten. Ob wir’s allerdings auch besser machen, wenn wir die Chance dazu kriegen, daran darf gezweifelt werden. Die „Scroll-Edition“ (PDF), ein WELT KOMPAKT-Experiment mit Bloggern als Redakteuren, ist jedenfalls grandios gescheitert. „Blogger sind auch nur Menschen„, sagt dazu die Redaktion. „Blogger sind keine Journalisten“ und im gedruckten Wort trete die „Belanglosigkeit des Webs“ halt erst richtig zutage, meinen hingegen Blogger. Eine Übersicht über die verschiedenen Reaktionen, positiv wie negativ, hat die ZEIT in ihrer Blogschau zur Scroll-Edition gesammelt.
- Grandios gelungen hingegen dürfte ein anderes Zeitungs-Zukunfts-Experiment sein: Das Fontblog hat die iPad-Version von WIRED mit der gedruckten Ausgabe verglichen und scheint zu Recht tief beeindruckt — kein Vergleich zum Verriss der SPIEGEL-App, einige Wochen zuvor. (Via EnlargeYourPen)
- Grandios daneben — und längst vom Lauf der Dinge Lügen gestraft — schließlich noch die Erklärungen des deutschen Bundestrainers zu angeblich genetischen Vorteilen der Afrikaner und die unkritische Rezeption solcher Aussagen in den Medien, findet zumindest „Blogkow“.
- Ja, und falls auf Kobuk grad mal nix läuft, können wir immer einen kurzweiligen Abstecher zu nömix empfehlen.
- Seit heute wissen wir wieder, die Kronen Zeitung kann auch würdevoll über Verstorbene berichten. Das war nicht immer so. Der Tod des Herausgebers ist Anlass für viele, ihm etwas nachzurufen – mehr oder weniger leise.
Nachrufe waren dieser Tage auch auf die ORF-Futurezone zu lesen. Eine spannende Gegenposition zu den Rettungsversuchen im Web 2.0 nimmt das „Datenschmutz“-Blog ein. Es hält das Drama um die Futurezone für ein öffentlich-rechtliches Missverständnis.
- „Zur Politik“ geht einigen Merkwürdigkeiten der österreichischen Presseförderung nach und fragt sich, warum die Eisenstädter Kirchenzeitung mehr Geld bekommt als der FALTER, eines der wichtigsten investigativen Medien im Land, das unter anderem die Strafunmündigkeit eines Landeshauptmanns aufgedeckt hat.
- Ja, und falls auf Kobuk grad mal nix läuft, können wir immer einen kurzweiligen Abstecher zu nömix empfehlen.
„Österreich hat seit heute wieder ein Selbstkontrollorgan für die Medien. […] Es ist ein Kontrollorgan für alle Medien. Für Printmedien, für die neuen Medien, für Rundfunk, für Fernsehen, für Internet, für Radio — für alle Medien, die es gibt und auch, die es geben wird. […] Dieses Selbstkontrollorgan […] soll schauen, dass es hier um einen humanistischen Journalismus geht und um eine saubere Ethik im Journalismus.
Wir haben gleich eine Botschaft an die Politik […]: Das Selbstkontrollorgan für die Medien in Österreich, der österreichische Medienrat, ist hiermit gegründet. Er funktioniert ab dem heutigen Tag und daher ist eine Verschärfung des Mediengesetzes, wie es die Justizministerin andenkt, nicht mehr notwendig. Wir können, und wir sind in der Lage, die österreichische Medienlandschaft selbständig zu kontrollieren und auch entsprechend zu organisieren, was die Ethik des Journalismus betrifft.“
- Keine Sorge, wir sind beim Formulieren unseres Kobuk-Leitbilds nicht zu lange in der Sonne gesessen (wie auch, in diesem Jahr?). Obiges sprach ÖJC-Präsident Fred Turnheim am 27.5.2009, in der 1. Pressekonferenz des österreichischen Medienrates. Ja, den gibt es wirklich … irgendwie. Hans Peter Lehofer (Verwaltungsrichter und ehemaliger Chef der Medienbehörde KommAustria) zieht in seinem Blog pointiert Bilanz über das erste Jahr: Guat is gangen, nix is gscheh’n? Zum einjährigen „Bestehen“ des sogenannten Medienrats
- Die Ostmafia ist immer für eine Schlagzeile gut. Derzeit verlagert sie ihren Schwerpunkt wieder vom Boulevard auf die Bühne. Richtig, es ist Song Contest-Zeit und doch wirklich hochverdächtig, zumindest für ORF, „Die Welt“ und dpa, dass sich im Halbfinale so viele Osteuropäer durchsetzen konnten. Einen ziemlich absurden Verdacht, warum das so war, hegen Elab|or|at und Stefan Niggemeier in ihren Blogs.
- Und abschließend noch von „nömix“: Ein todsicherer Tipp im profil, der den Sensenschwinger gar nicht freuen dürfte.
PS: Um sich vor Anrufung zu schützen — pardon, vor missbräuchlicher — hebt der Medienrat eine kleine Bearbeitungsgebühr ein. 700 Euro kostet die Beschwerde im Regelfall. Die Anrufung von Kobuk bleibt kostenlos — garantiert!
Wir können nicht alles sehen und so lohnt sich immer auch ein kleiner Blick zu unseren freundlichen Nachbarn im WWW:
- Nömix wundert sich über eine Autopanne in „Österreich“ und gibt Nachhilfe in Rechtschreibung — bei einem Schulthema.
Die Medienschelte, aus dem Winterschlaf zurück, widmet sich einem neuen Trend, den die Kronen Zeitung entdeckt haben will: „Völlig irre: Saufen mit den Augen“
- Das Krone-Blog — und das wusste es jetzt vielleicht selbst noch nicht — feierte kürzlich Jubiläum: Seit fünf Jahren präsentiert es uns regelmäßig die „Highlights“ aus Österreichs weltgrößter Zeitung, mit Schwerpunkt auf das „freie“ Wort. Oftmals ergänzt um spannende und wissenswerte Fakten, die die Inhalte der Leserbriefe, vorsichtig ausgedrückt, meist etwas relativieren.
- Und zu guter Letzt ein ganz perfider Versuch des „Standard“, unsere Arbeit überflüssig zu machen: In einer regelmäßigen Erratum-Rubrik, werden dort pointiert die eigenen Fehler aufs Korn genommen. Respekt!
PS: Danke an Martin Schimak für die Wortschöpfung „Starker Kobuk“!